Ein Beitrag von unserem ehemaligen Kollegen Arne Ulbricht:

 

Nun bin ich also in Göteborg. Letztendlich war ich an der PINA nur zweieinhalb Jahre, aber es waren meine schönsten Lehrerjahre! Der Start war allerdings ziemlich anstrengend: Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit Fünftklässlern umzugehen hatte. Dass ich nicht nur alles dreimal, sondern siebenmal erklären musste… puh. Und dieses Gewusel. Ständig bin ich durchgedreht und habe rumgebrüllt. Krass. Aber irgendwie lernten wir – meine Klasse und ich – uns jeden Tag ein bisschen besser kennen. Ich wuchs an meinen Aufgaben, und plötzlich liebte ich meine Klasse. Vor allem, wenn mir in den Pausen Hochdramatisches erzählt wurde („Auf meinem Tisch ist plötzlich ein Tintenfleck!!!“ „Ich habe gestern ein neues Kaninchen bekommen!!!“), war es einfach wunderbar. Ich kämpfte nicht mehr gegen meine Klasse, sondern mit ihr und immer wieder für sie. Das war: toll!!!

Und mein Geschichtsoberstufenkurs war in den drei Zusammensetzungen der beste und netteste und witzigste Oberstufenkurs, den ich jemals hatte. Und das will etwas heißen: Bevor ich an der PINA anfing, habe ich an acht anderen Schulen quasi nur Oberstufe unterrichtet.

Und – last but not least – meine Kolleginnen und Kollegen sind mir echt ans Herz gewachsen. Hätte ich nicht gedacht, dass ich mich jemals in einem Kollegium derart wohlfühlen könnte. Danke…

Seit einem Monat lebe ich hier. Meine Kinder gehen jetzt auf eine internationale Schule, mein Sohn im Distanzunterricht, meine Frau sitzt im Homeoffice, und ich auch: Momentan schreibe ich an gleich mehreren Büchern. Es ist toll, dafür Zeit zu haben. Aber der Grund, weshalb ich so viel Zeit habe, ist eher traurig. Ich unterrichte momentan nicht. Ich beginne gerade erst mit der Suche.

Merkwürdigerweise bin ich gerade nicht Lehrer, sondern wieder Schüler und muss Hausaufgaben für unseren Schwedisch-Unterricht machen. Vokabeln lernen fällt mir schwer. Dazu habe ich einfach nie Lust. Und es fällt mir auch schwer, mich freiwillig hinzusetzen und etwas vorzubereiten. War ich den Schülern vielleicht viel näher, als ich dachte?

Göteborg ist übrigens eine wunderschöne Stadt mit breiten Alleen, grünen Parks, zweispurigen Radwegen. (Wer mich kennt, weiß, wie wichtig mir das ist). Und man ist schnell am Meer. Ich komme ja vom Meer, und die Stena fährt von Göteborg direkt nach Kiel. Dort bin ich aufgewachsen. Es ist ein bisschen so, als würde sich ein Kreis schließen. Und gleichzeitig ist es ein radikaler Neuanfang. Irgendwann komme ich mal wieder nach Wuppertal. Vermutlich für eine Lesung. Vielleicht mag ja jemand vorbeischauen. Ich freue mich.

Wer Lust hat, mich im neuen Leben ein bisschen zu begleiten, findet mich auf Facebook, Instagram und eine Mail schreiben kann man mir auch .

Ich vermisse die PINA!!!  © https://www.facebook.com/arne.ulbricht.18